Tage wie heute schaffen mich. Im Büro erwartete mich das große Chaos, und ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, anderen Leuten hinterher zu laufen. Nach einem so hektischen Tag möchte ich alles andere als Teamleiterin werden. In meinem Kopf gab es nur einen Gedanken: „Ich will nach Hause.“ Es fehlte nur noch wenig, dann hätte ich mich heulend auf die Toilette verzogen. Doch meine Stimmung sollte noch ins komplette Gegenteil umschwenken.

Kurz vor Feierabend klingelt mein Telefon. S. ist dran. Der zweite Tag im Kalender, den ich diese Woche anstreiche. „Machst du bald Schluss? Ich hole dich ab“, sagt er. Wie er auf diese Idee kommt, verrät er nicht, aber das ist mir gleich. Mir ist alles Recht, solange er neben mir sitzt und ich mit ihm reden kann.

Eine halbe Stunde später verlasse ich das Büro und sehe S. - vor einem Motorrad. Ich schätze ihn sehr als vernünftigen Menschen, doch manchmal geht das Kind mit ihm durch; er hat sich tatsächlich ein Motorrad gekauft. Mitten im Oktober!

„Spring auf“, sagt er. „Du spinnst“, antworte ich. „Es ist doch viel zu kalt für ein Motorrad. Und ich hab keinen Helm.“ Er winkt nur ab, schiebt mich auf den Sitz und lässt den Motor an. Es ist ein schönes Gefühl, mich an ihm festhalten zu können, auch wenn ich mir vor Angst fast in die Hose mache, als er auf der Schnellstraße Gas gibt. Und bis er mich zuhause ablädt, bin ich völlig durchgefroren. Er verspricht noch, mit mir demnächst einen Helm kaufen zu gehen; denn er will mich auf eine Tour mitnehmen. „Damit du mal aus deiner Bude rauskommst“, sagt er. Ich nicke begeistert. Als er losfährt, winke ich ihm nach.