Mittwoch, 11. November 2009
L. kam erst spät nach Hause. Als er sich ins Schlafzimmer schlich, war ich längst eingeschlafen. Er setzte sich an den Rand meines Betts, schob seine Hände unter meine Decke und begann mich zu streicheln. Doch zu so später Zeit hatte ich keine Lust auf seine amourösen Anwandlungen, und ich preßte die Beine zusammen, drehte mich zur Seite und flüsterte einladend: „Komm, kuschel dich zu mir ins Bett.“

Doch er kam nicht. Stattdessen trat er einen Schritt zurück, murmelte etwas in seinen Drei-Tage-Bart und ging - beleidigt wie so oft, wenn ich ihn sanft stoppe - in die Küche. Vor einigen Monaten wäre ich ihm mit schlechtem Gewissen nachgelaufen, doch ich habe mich inzwischen an seine Launen gewöhnt und schlief schnell wieder ein. Doch nicht für lange, denn er öffnete lautstark eine Bierflasche und knallte sie betont auf den Tisch, so als wollte er mir sagen, wenn er keinen Sex bekomme, bekäme ich eben auch keinen Schlaf.

Er lärmte noch eine ganze Weile beleidigt in Küche und Wohnzimmer, und ich wünschte mir, ihm nie den Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben zu haben. Nach einiger Zeit legte sich der Lärm, oder ich war zu müde, als daß er mich wach halten konnte, und so schlief ich wieder ein.

Als mich der Wecker heute morgen aus dem Schlaf riß, lag L. friedlich schlafend neben mir. Er rollte sich auf mich, um mit seinem langen Arm an den Wecker zu kommen, und schaltete das Mistding aus. Dann blieb er einfach auf mir liegen. Das tut er gerne morgens, und obwohl er mich damit plattdrückt, genieße ich es doch jedesmal. Es ist selten, ihn so nah an mir zu spüren, ohne daß er gleich auf Sex aus ist. Und so lagen wir noch einige Minuten bewegungslos im Bett, und ich verzieh ihm sein Gepolter von heute nacht.

Dann stand er auf, zog meine Decke von mir, kitzelte meine Füße und amüsierte sich köstlich über mein Gejammer und die Flüche, die ich ihm an den Kopf warf. Er hat keinerlei Mitleid mit einem Morgenmuffel. Himmel und Hölle, so dicht beieinander.