Sonntag, 29. November 2009
Glühwein-Party bei L.s Kollegen. Ich hatte mich gefreut, endlich wieder unter Menschen zu kommen. Ich hatte gehofft, es würde mich auf andere Gedanken bringen. Doch das tat es nicht. Die Stereoanlage spielte mit voller Lautstärke, doch in meinem Kopf kam etwas ganz anderes an.

Unserem Gastgeber fiel meine schlechte Stimmung auf, und er kam entschlossen mit zwei Gläsern Glühwein auf mich zu, um mich aufzuheitern. Der Alkohol wirkte schnell, ich war ja nichts mehr gewohnt. M. schenkte fleißig nach und prostete mir zu, bis ich förmlich glühte und fürchterlich albern wurde. Allerdings war L. das Spektakel nicht entgangen.

„Du hast dich geradezu abfüllen lassen“, warf er mir vor, nachdem sein Geduldsfaden gerissen war. Er hatte mich am Handgelenk gepackt und vom Sofa in den Flur gezogen. „Du hast es auch nicht verhindert“, barschte ich ihn an. Ich riß mich von ihm los. „Außerdem brauche ich keinen Vormund, der mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe.“

L. kochte vor Zorn. Seine Hände umgriffen wieder meine Handgelenke. „Wir gehen“, befahl er. Durch die Mischung aus Alkohol und Wut über diese peinliche Szene war mir schlecht geworden, also gehorchte ich. Wenn L. eifersüchtig ist, ist jedes Diskutieren sowieso sinnlos. Als er mich durch die Tür schob, fragte ich mich kurz, ob O. auch so reagiert hätte. Aber das spielte jetzt keine Rolle.

Während L. mich nach Hause fuhr, grübelte ich, ob er zurecht eifersüchtig war. Auf der Party war seine Reaktion sicherlich überzogen. Aber wegen O. bekam ich ein schlechtes Gewissen. Vielleicht bin ich es ja, die L. erst soweit bringt, daß er sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Ich weiß es nicht. Ich schlief irgendwann in seinem Wagen ein.

Nachtrag:

Wir haben uns heute am Telefon ausgesprochen. Es herrscht jetzt wieder offizieller Waffenstillstand. Mein Gewissen plagt mich aber noch immer. An schlafen ist noch nicht zu denken. Wenn ich an morgen denke, fängt mein Herz wie wild an zu pochen.