Freitag, 13. November 2009
„Ich melde mich, wenn ich wach bin“, sagte er gestern. Es gab keinen Grund daran zu zweifeln, ich wußte sogar, daß er ziemlich lange ausschlafen würde. Trotzdem starrte ich den ganzen Morgen auf seinen leeren Platz. Mehrfach griff ich zum Hörer und legte ihn doch gleich wieder auf. Ich wollte ihn nicht aus dem Schlaf reißen, hatte er doch gesagt, daß er die ganze Nacht auf bleiben würde. „Geduld“, sagte ich mir, „hab einfach Geduld. Er wird schon anrufen.“

Er wird schon anrufen. Der Satz hallte plötzlich mit einem gewaltigen Echo durch meinen Kopf. Ich kannte ihn, ich hatte ihn schon oft gehört, ihn selbst zu mir gesagt. Erinnerungen an D. schwappten mir durch den Kopf, ich sah mich unruhig in meiner alten Wohnung auf- und abgehen, wie eine Löwin, die ihr junges vermißt. Alle paar Minuten hatte ich D.s Nummer gewählt, nervös abgewartet und dann wieder aufgelegt, sobald die Mailbox ansprang.

„Nein“, sagte ich zu mir, „so ist er nicht. Er ist nicht wie D. Hör auf nachzudenken.“ Doch meine Gedanken hatten sich längst selbständig gemacht. Was, wenn er sich wirklich nicht melden würde? Dürfte ich ihn anrufen? Hätte er vielleicht einen guten Grund, und würde ich ihn nur stören? Wäre er dann sauer auf mich? „Denk an was anderes, Mensch!“

Nach dem Mittagessen blinkte die Anrufer-Anzeige an meinem Telefon. Es war seine Nummer. Ich setzte mich mit einem erleichterten Seufzen und drückte auf „Rückruf“. Er hatte tatsächlich so lange geschlafen. Anschließend war die Unruhe wie weggeblasen, doch ein Wermutstropfen blieb. Eine alte, längst verheilt geglaubte Wunde war wieder aufgerissen.




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Right face wrong time, she's sweet
(But I don't wanna fall in love)
Too late, so deep, better run cause
(but I don't wanna fall in love)
Can't sleep, can't eat, can't think straight
(I don't wanna)
She Wants Revenge - I Don't Want To Fall In Love