Donnerstag, 19. November 2009
„Geh nach Hause“, sagt sie. „Du bist schon seit acht hier und sitzt immer noch am Schreibtisch.“ Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Knapp zwölf Stunden, in letzter Zeit nichts ungewöhnliches. „Es ist eben viel los zur Zeit, und irgendjemand muß es ja machen.“ Sie schüttelt den Kopf. „Du bist viel zu lieb für diese Welt“, sagt sie und macht sich auf den Heimweg.

Mag sein, daß ich ein Ja-Sager bin, daß ich mir mehr aufschwatzen lasse als nötig wäre. Aber ich liebe diesen Job, ich möchte mich einbringen, Probleme lösen und den Erfolg genießen. Und, ja, ich genieße sehr den Respekt, den mir meine Kollegen dafür entgegenbringen. „Frag Chantal, die weiß das.“ „Das muß Chantal entscheiden, das kann ich nicht.“ „Chantal, manche Dinge gehen eben nicht ohne dich.“ Es sind Sätze wie diese, die mir weit mehr wert sind als jeder Euro meines Gehalts.

Für Menschen mit schlechtem Karma macht mich das wahrscheinlich naiv und einfach zu haben. „Streichel ihr den Kopf, dann tut sie alles für dich.“ Aber so ist es nicht. Ich kann noch ganz gut unterscheiden, ob es jemand ehrlich meint oder nicht. Und alles mache ich höchstens für einen einzigen Kollegen, aber das ist eine andere Geschichte.

Apropos Kollege: Meine Gefühlszustand ist in die nächste Phase übergetreten. Heute nacht träumte ich bereits von ihm. Und dann war es gleich noch einer dieser exhibitionistischen Träume. Ich sollte mal einen Traumdeuter konsultieren. Wenn das jetzt meinen Wunsch widerspiegeln soll, mich vor ihm zu entblößen, dann gute Nacht!