Montag, 30. November 2009
„Ich werde dieses Unternehmen verlassen.“ Heute gab er es offiziell in der ganzen Abteilung bekannt. Ich saß neben ihm, während er der großen Runde das Wann und Warum erklärte, und biß mir auf die Lippen, um die Tränen zu unterdrücken. Er schien es zu bemerken, denn als er sich den Fragen der Kollegen stellte, ergriff er unter dem Tisch meine Hand – wohl um mich zu beruhigen, doch es bewirkte gerade das Gegenteil.

Nach der Ankündigung verzogen wir uns direkt ins Raucherzimmer, wo ich mich nicht länger beherrschen konnte. Er zog sanft meinen Kopf an seine Schulter und ließ mich dort ausweinen, während seine Finger durch meine Haare und über meinen Nacken strichen. Als ich mich wieder beruhigt hatte, nahm er eine Zigarette, steckte sie mir in den Mund und zündete sie an.

„Hilft doch nichts, Chantal. Es tut mir ja leid, dich hier unter den Verrückten allein zu lassen. Aber es ist nicht zu ändern.“ Ich nickte stumm, denn sprechen konnte ich nicht. Ich muß es akzeptieren. Es ist nicht mein Leben, wonach sich seine Entscheidung richtete, sondern seines.

Warum? Warum jetzt? Warum so früh?, wollte ich fragen. Es hatte doch gerade erst begonnen, und nun hieß es bereits, Abschied zu nehmen. Nur noch ein paar Wochen, und dabei hatte ich noch so viel mit ihm tun wollen. So schön hatte ich es mir vorgestellt. Langsam und behutsam, sich Stück für Stück näher kommen, zusammen der gnadenlos nüchternen Wirklichkeit entfliehen und uns eine kleine Gefühls-Oase bauen.

Doch das sind nicht unsere, nicht seine Träume; es sind meine. Und wie es so ist mit einseitigen Träumen: Sie platzen so leicht, und dann wird man schmerzhaft wieder auf den Boden der Realität prallen.